Seit Jahrzehnten erzählt der heutige Fatah-Chef Mahmud Abbas (und nicht nur er) – er wurde Anfang der Achtziger in Moskau mit einer den Holocaust relativierenden Doktorarbeit promoviert – den Palästinensern, dass sie im Unterschied zu europäischen Juden wahre, echte und authentische Semiten wären. Die orientalischen Juden, die unter arabisch-islamischer Vorherrschaft sozialisiert wurden, nichts anderes als die unendliche Überlegenheit dieser Kultur und Sprache kannten und – so müsste man ergänzen – ihren Dhimmi-Status verinnerlicht hätten, könne man zu den Semiten zählen. Die Juden aus Europa seien dagegen nicht nur keine Semiten, sondern genetisch noch nicht mal geborene, sondern nur konvertierte Juden, die nicht wegen ihres Jüdischseins, sondern wegen ihrer angeblichen Rolle im Wirtschafts- und Sozialleben europäischer Gesellschaften verfolgt und Abbas‘ Geschichtsklitterung zufolge nur im sehr moderaten Ausmaß vernichtet worden wären.
So richtig versteht man diese private Abbas’sche Völker- und Rassenkunde zwar nicht, weil die Einteilung der Sprachfamilien einer christlichen Anthropologie des späten 18. Jahrhunderts folgt – Sem war einer der Söhne Noahs -, das Arabische erst über tausend Jahre nach dem Hebräischen und Aramäischen entstand und folglich keine ursprüngliche Grundlage, sondern bestenfalls ein kleiner Zweig des Semitischen sein kann, der sich über militärisch unterfütterte Expansion und energische Mission verdickt hat …, aber wer weiß schon, welche exakteren Quellen Abu Mazen so alles konsultiert hat.
Falls Abbas reine Sprachanthropologie betreibt, ist nicht einzusehen, wieso die europäischen Juden keine echten Juden und Semiten sein sollten, da sie ja ausnahmslos alle der hebräischen Bibel verpflichtet waren, geschriebenes Jiddisch in hebräischen Buchstaben notiert wurde, Hebräisch zwar schon zu Jesus‘ Zeiten eine auf den sakralen Bereich beschränkte Sprache gewesen ist und im Alltag nicht gesprochen wurde, also auch nicht von den in den späteren arabischen Ländern lebenden Juden, das moderne, in Israel gesprochene und geschriebene Hebräisch, Ivrit, aber noch semitischer sein dürfte als das Arabische, versteht man den Stress des gegenwärtigen Fatah-Führers mit echten und unechten Semiten erst recht nicht mehr.
Falls aber Abbas unter ‚Semit‘ eine biologisch-genetische Essenz versteht, ist die semitische Völkerfamilie so weitreichend, dass man nicht mehr versteht, wozu die arabischen Palästinenser eigentlich die Nicht-Semiten für ihren wirtschaftlichen Unterhalt benötigen, da sie ja von Marokko bis Katar alle miteinander verwandt sind und füreinander aufzukommen hätten. Auch übrigens für die Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und selbst Afghanistan – die Afghanen sind selbstverständlich keine Araber und folglich auch keine Semiten, aber wenigstens fromme Muslime -, angesichts derer man die rasche Hilfe und Zusammenarbeit der „Arabischen Liga“ schmerzlich vermisst hat. Kurzum, so richtig gut funktioniert das Völkergroßfamilienprojekt namens „Semiten“ offenkundig nicht.
Abbas tourt mit diesem Unsinn seit Jahren durch Europa, redet so im europäischen Parlament und bei Staatsbesuchen. Jetzt ist erstmals einer ihrer offiziellen Vertreter, der Pariser Bürgermeisterin, die Hutschnur geplatzt, sie zog Konsequenzen und erkannte dem Palästinenserführer die Ehrenmedaille ab: https://www.juedische-allgemeine.de/politik/buergermeisterin-erkennt-abbas-ehrenmedaille-wieder-ab/
Es wäre schon schön, wenn es zu einem Dominoeffekt in den europäischen Hauptstädten käme, und noch besser, wenn die Finanzierung der arabischen Palästinenser durch die Europäische Union endlich überdacht und entweder eingestellt oder an klare Bedingungen und überprüfbare Verwendungsnachweise – keine Terrorrenten, keine Antisemitismus vertickenden Schulbücher, keine Verherrlichung von PLO-Terroranschlägen als Heldentaten, keine Heroisierung von Islamisten wie Haj Amin al-Husseini, dem Mufti von Jerusalem, der mit den Nationalsozialisten kooperierte und in die Shoah verstrickt gewesen ist.- geknüpft würden.
Und die Jusos sollten endlich ihre Schnapsidee begraben, eng mit palästinensischen Jugendorganisationen kooperieren und ihre Entscheidungen von deren Votum abhängig machen zu können. Die Fatah hat es in fast siebzigjähriger Herrschaft über die arabischen Palästinenser nicht geschafft, eine tragfähige zivile Infrastruktur aufzubauen, die die Region von internationalen Hilfsgeldern unabhängig machen würde. Seit 2006 regiert sie mit Abbas an der Spitze das Westjordanland.
Die Alternative für Palästina heißt seit 1987 Hamas und ist eine international als solche gelistete Terrororganisation, die den Gaza-Streifen seit 17 Jahren beherrscht und die dort lebenden arabischen Zivilisten und in periodischen Abständen mit Raketenbeschuss Israelis terrorisiert. Finanziert wird sie u. a. von der Muslimbruderschaft, aus Katar und dem Iran. Die Zivilbevölkerung lebt – wie die arabischen Palästinenser im Westjordanland – seit 1949 von internationalen Hilfsgeldern, vor allem der UN-Flüchtlingshilfe (UNRWA).
Am liebsten, so habe ich mir sagen lassen, fahren deutsche Journalisten der öffentlich-rechtlichen Medien nach Gaza, wenn sie in Israel zu tun haben. Der Deutschlandfunk bringt gegenwärtig gerade einen solchen Bericht über eine Schule in Hamastan, der für diese Berichterstattung typisch ist, weshalb ich mich über den Hörerservice dafür bedankte:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
hörte soeben – ein zweites Mal im Deutschlandfunk übrigens – in „Campus und Karriere“ den Beitrag über eine Schule im Gaza-Streifen, die unter Finanzmangel leiden soll. Der totalitäre Charme körperlich im militanten Befehlston ertüchtigter Schüler war unüberhörbar. Auch das blecherne allmorgendliche Kampflied zum „Land der Vorfahren“ aus der Konserve – Welches Land ist hier eigentlich gemeint? Der Gaza-Streifen? Oder vielleicht doch der Staat Israel? – lässt nicht unbedingt annehmen, dass dieser Schulunterricht Kinder und junge Menschen zu selbständig denkenden und handelnden Persönlichkeiten erzieht. Ein autoritärer Schulunterricht in einer totalitären Gesellschaft, die von einer Terrororganisation Hamas unterdrückt wird, sollte von der internationalen Gemeinschaft auch noch mit Geldern gesponsert werden? Wie sehen die Schulbücher dieser Kinder aus? Was steht darin über Israel, was über Juden? Was über das terroristische Olympia-Attentat 1972 in München? Oder wird das nicht erwähnt, weil die dafür verantwortliche Terrorgruppe „Schwarzer September“ eine Truppe der Fatah war, mit der die Hamas verfeindet ist? Wer gehört zu den Vorfahren, auf die die Kinder da eingeschworen werden? Qassam, al-Husseini et al? All das konnte man dem Beitrag nicht entnehmen.
Wieso gibt es im Gaza-Streifen, der von den Israelis 2005 geräumt wurde, überhaupt noch Flüchtlingslager? Wieso wurde die UNRWA nicht längst aufgelöst? Warum investiert die Hamas die Milliarden, die sie jährlich aus dem Ausland bezieht, in Terrorinfrastruktur und nicht in ein ziviles Bildungs- und Gesundheitswesen? Schulen werden deshalb manchmal Ziel israelischer Reaktionen auf Raketenbeschuss aus dem Gaza-Streifen, weil die Terroristen von Hamas und Islamischem Dschihad sie bevorzugt als Abschussrampen für ihre tödlichen Attacken auf die israelische Zivilbevölkerung nutzen!
Fragen über Fragen, die sich ihre Redakteure stellen sollten, bevor sie einen Beitrag erstellen lassen und dann auch noch senden, der die arabischen Palästinenser offenkundig romantisiert und idealisiert. Ihren Zivilisten kann nur geholfen werden, wenn sie sich von der Terrorherrschaft der Hamas befreien!
Der von Ihnen gesendete Beitrag erinnert stark an die Palästinasolidarität der Neuen Linken der 60er/70er Jahre. Keine Kritik an autoritären und totalitären Strukturen, keine Kritik am Islamismus, keine Kritik am Missbrauch dieser Kinder durch autoritär strukturierte Erwachsene mit einer antisemitischen Obsession, die auf die Vernichtung von Juden und des Staates Israel zielt.
Sie versuchen Empathie für die Lage der arabischen Palästinenser zu erzeugen, verschweigen aber, warum sich diese in genau der misslichen Lage befinden, über die sie berichten. Halten Sie Ihre Hörer eigentlich für so uninformiert, dass sie Ihnen Ihre Propaganda abkaufen?
Ich halte diesen Beitrag für einen Tiefpunkt in Ihrer Berichterstattung über arabische Palästinenser.
Freundliche Grüße“
Ob ich darauf eine Antwort erhalte, bleibt abzuwarten.
Über Abbas völker- und rassenkundliche Ausführungen berichtet der Deutschlandfunk jedenfalls nicht.