Offene Briefe gegen Felix Klein, den Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, sind augenblicklich schwer in Mode. Adressiert sind sie meist an den Innenminister Horst Seehofer und an die Bundeskanzlerin Angela Merkel. Schon das spricht Bände, denn es offenbart ein autoritäres Handlungsmuster: Ich wende mich an einen obersten Dienstherrn, um eine mir unliebsame Person aus der ihm oder ihr unterstehenden Behörde entfernen zu lassen. Würde es grobe und für alle fassbare Dienstverstöße Kleins geben, wäre das vertretbar, so aber wirkt es hilflos, infantil und ein bißchen aggressiv. Was hat Felix Klein eigentlich gemacht? Einen guten Job! Und dies mit Sachverstand. Judenhass hat gegenwärtig „drei Gesichter“: rechts, links, islamisch = braun, rot, grün. Wissenschaftlich ist das seit Jahrzehnten belegt. Von ausgewiesenen Antisemitismusforschern wie unter anderem Leon Poliakov, Robert S. Wistrich, Walter Laqueur, Monika Schwarz-Friesel, Deborah Lipstadt oder Jeffrey Herf. Auf der Grundlage ihrer Forschungsergebnisse arbeitet auch Felix Klein. Den aktuellen Antisemitismus dominiert die Israelfeindschaft, die – wie Monika Schwarz-Friesel gezeigt hat – alle tradierten Hassbilder der christlich-abendländischen, der islamischen und der politisch-ideologischen Judenfeindschaft enthält und transportiert. Die Briefschreiber von A wie Assmann bis Z wie Zuckermann haben aber eine eigene Agenda: Erstens versuchen sie Konflikte der israelischen Innenpolitik in der Bundesrepublik auszutragen, zweitens blenden sie zwei der drei Gesichter der aktuellen Judenfeindschaft aus und drittens entwerfen sie eine narzisstische Fantasie linker Selbstviktimisierung, wie sie in der Bundesrepublik seit den späten 1960er Jahren gut bekannt ist. Als politisch eher links orientierter Mensch mit stark liberalem Akzent schämt man sich fremd.