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Der Judenhass von links und aus der Mitte wird zunehmend genozidal

Heute Morgen zehn vor Sieben im Deutschlandfunk: Der Moderator Stefan Heinlein leitet das Interview mit einem Nahost-„Experten“ namens Simon Wolfgang Fuchs – Associate Professor of Islam, so muss man ergänzen – von der Hebräischen Universität Jerusalem mit der Frage ein, ob Israel die Strategie des „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, der Vergeltung also, verfolgen würde. In diesem Suggestivstil geht das Interview mit der Frage weiter, ob die israelische Gesellschaft nicht tief gespalten sei. Als ob ein (urdeutscher?) Islamwissenschaftler darüber Auskunft geben könnte?! Noch nicht einmal Moshe Zimmermann, den Dlf-Moderatoren bevorzugt um seine Einschätzung bitten, weil er ihnen zuverlässig bestätigt, was sie hören wollen, verstieg sich in den letzten Wochen zu einer solchen Feststellung. Sie verrät schließlich eher die Projektionen und das Wunschdenken öffentlich-rechtlicher Moderatoren. Denn wenn die Israelis selber „tief gespalten“ über den Krieg in Gaza wären, würden die Moderatoren nur wiederholen, was die Hälfte der israelischen Gesellschaft denkt, fühlt und sagt, womit sich der Vorwurf antiisraelischer Agitation erledigt hätte.

„Auge um Auge, Zahn um Zahn“ als vermeintlich jüdisches Rache- und Vergeltungsgebot …, das sitzt so tief in der Gefühls- und Gedankenwelt vieler öffentlich-rechtlicher Moderatoren, dass es fast schon albern erscheint, dieses uralte antijüdische Ressentiment immer aufs Neue als solches bloßstellen zu wollen. Es war natürlich nicht erst Adolf Hitler – schon wieder so eine vermeintliche Dramatisierung -, der es erfand und in seinen Reden bemühte. Es war und ist eine uralte christliche Überzeugung, die über fast zwei Jahrtausende das Selbstverständnis der Kirchen begründete, mit der angeblich „alttestamentarischen“ Rache-Logik gebrochen zu haben. So viel zum Irrtum, Hitler sei das atheistische Gegenprinzip zu den Kirchen im Dritten Reich gewesen. So viel aber auch zum Irrtum, die öffentlich-rechtlichen Moderatoren, ihr Denken und Fühlen sei so weit weg vom Antisemitismus wie die Erde vom Mond, vor allem dem der Nazis.

„Auge für Auge“ hat nichts mit Rache oder Vergeltung zu tun. Im Gegenteil. Es ist ein Schadensersatz- und Ausgleichsprinzip. Der Jesus der Bergpredigt forderte von seinen jüdischen Zuhörern, dass sie sogar auf diese Schadensersatz- und Ausgleichsleistungen gegenüber den Römern verzichten sollen, um ihr Leben nicht zu gefährden. Wenn also ein öffentlich-rechtlicher Moderator im Zusammenhang mit dem aktuellen Gaza-Krieg plötzlich biblisch wird, wirkt das etwas deplatziert. Angewandt auf den aktuellen Krieg würde „Auge für Auge“ bedeuten, dass die Israelis entweder von den arabischen Palästinensern aus Gaza Schadensersatzzahlungen für die mörderischen Massaker des 7. Oktober 2023 fordern müssten – einer Forderung, der die Palästinenser beim besten Willen nicht nachkommen könnten, weil sie selbstverschuldet seit Jahrzehnten am Tropf internationaler Hilfsgelder hängen – oder aber darauf verzichten müssten, sich zu verteidigen, um das Eindringen einer islamistischen Terrortruppe auf israelisches Territorium und den dort verübten Massenmord duldsam hinzunehmen.

Stichwort Vergeltung. Wie oft müssen arabische Israelis wie Ahmad Mansour und eine Handvoll westlich tickender Araber nun noch erklären, dass der Nahe Osten nach anderen Logiken funktioniert als Europa? Wie oft müssen das Experten ohne ideologisch verkleisterte Herzen und Hirne und ohne antisemitische Ressentiments tun? Die Wahrheit ist, dass sie reden und schreiben können, was sie wollen, weil es öffentlich-rechtliche Moderatoren nun einmal nicht tangiert. Und der Grund dafür ist eine Prägung, die sie sich selber nicht eingestehen, aber in einer Tour bei AfDlern wahrnehmen.

Heinlein verstieg sich heute Morgen sogar zu der Aussage, dass die öffentlich-rechtlichen viel zu zivilisiert wären, um die schrecklichen Bilder aus Gaza zu zeigen, die arabische Fernsehsender am laufenden Band im Programm haben. Das ist erstens nichts anderes als der alte deutsch-christlich-germanische Hochmut – die Wagner-Festspiele mit ihrem Lohengrin und ihrem Parsifal lassen grüßen – und zweitens die alte Nebelkanone, weil kaum ein westlicher Journalist in der Lage sein dürfte zu überprüfen, ob die Bilder authentisch sind, aus dem aktuellen Krieg und aus Gaza stammmen, wer sie für wen aus welchen Gründen gemacht hat, ob sie von den israelischen Verteidigungsstreitkräften verursachte Tote und Verletzte dokumentieren oder – es wäre nicht das erste Mal im aktuellen Krieg und müsste abgeklärt werden – von getroffenen Munitionsdepots von Hamas und palästinensischem Islamischen Dschihad, ihren fehlgegangenen Raketen oder von anderen ihrer Aktionen gegen die eigene Zivilbevölkerung herrühren. Wenn es Kriegsverbrechen seitens der Israelis im Gaza-Krieg gibt, kann man sicher sein, dass sie rasch aufgeklärt und geahndet werden. Was also soll das Gerede von den schrecklichen Bildern, die hierzulande von den Öffentlich-Rechtlichen niemand zu sehen bekäme, weil die deutsche Mitte angeblich viel zu zivilisiert dafür ist, sie zu zeigen? Wäre die deutsche Mitte so zivilisiert wie Heinlein den Hörern des Deutschlandfunks einreden will, würde er nicht so reden wie er es tut.

In den Informationen am Mittag erklären dann Dirk Müller und der jeder Einseitigkeit völlig unverdächtige Michael Lüders, Nahost-„Experte“ beim Bündnis Sahra Wagenknecht, den dummen Hörern, dass Israel es versäumt habe, auf Hamas und Hisbollah zuzugehen, um die Lage zu entschärfen! Die Bemerkung war so geistreich wie es das Bedauern darüber wäre, dass die italienische Polizei Anis Amri, den islamistischen Attentäter  vom Breitscheidplatz 2016, erschossen hat, anstatt seine Festnahme mit ihm auszuhandeln. Es reihte sich bei Lüders, der im Syrien Assads Arabisch gelernt hat und seither als „Experte“ für den Nahen Osten gilt, den Westen hasst wie wahrscheinlich schon seine Großeltern es taten, ein Schreckensszenario an das andere, weil weder die Vereinigten Staaten Israel noch Israel die Vereinigten Staaten zur Ordnung rufen. Die Folge davon könnte sein, dass der Iran mit Unterstützung Moskaus und Pekings gegen die beiden fremdstämmigen Übeltäter in den Krieg zieht. Das alles bloß, weil die Israelis es gewagt hatten, in Beirut Fuad Schukr, den militärischen Oberbefehlshaber der Hisbollah, nach dem Raketenangriff auf ein israelisches Dorf, bei dem am Samstag 12 Fußball spielende Kinder und Jugendliche getötet wurden, und Ismael Haniyya, den millionenschweren Chef der Hamas, mitten in Teheran gezielt zu töten. Wer alte Filmaufnahmen eines satt und selbstzufrieden dreinblickenden Haniyya gesehen hat, vor dessen Augen und zu dessen Ehren palästinensische Kinder, Jungen wie Mädchen, mit Attrappen von Sprengstoffgürteln um den Bauch, mit riesigen Beilen und Messern aus Pappe in den bis fast an die Ellenbogen tiefrot eingefärbten Händen tanzen und singen, vergisst nicht so leicht, wer für die Gehirnwäsche und den Judenhass der Menschen in Gaza verantwortlich ist.

Stichwort Völkermord. Geraldine Rauch hatte einen Post mit der Behauptung, die Israelis verübten in Gaza ein solches Verbrechen an der arabischen Bevölkerung, mit einem Like versehen. Das sollte dann angeblich nicht antisemitisch gewesen sein. War und ist es aber. Nicht nur, weil es die Israelis dämonisiert, was es unzweifelhaft tut, sondern vor allem deshalb, weil der Vorwurf und die Fantasie, Juden würden einen Völkermord planen oder seien dabei, einen zu begehen, Hitler und Himmler vor und während der Shoah in zahllosen öffentlichen und nichtöffentlichen Reden zur Rechtfertigung dafür diente, und Millionen Deutsche auch deshalb an die angebliche Notwendigkeit glaubten, Juden müssten vom Säugling bis zur Greisin und zum Greis, wo immer man ihrer habhaft werden könne, ausgerottet werden, um zu verhindern, dass man selber oder die eigenen Kinder von Juden ermordet würden. Arabische Palästinenser brauchten nicht die Nazis, um solche Fantasien auszubrüten, denn sie hatten ihren Mohammed, ihren Haj Amin al-Husseini und ihre Muslimbrüder, die das Gleiche über Juden behaupteten, lange bevor die Nazis in Deutschland an die Macht kamen. Dass der Judenhass der Islamisten genauso genozidal war und ist wie jener der Nazis, war der Grund beider Kooperation im Zweiten Weltkrieg. Es war eine Gesinnungs- und Vollzugsgemeinschaft. Wäre die Hamas nicht an die Macht gekommen, sondern die PLO es geblieben, sähe die Sache nicht anders aus. Arafats und Mahmud Abbas waren bzw. sind mit ihren Vernichtungsfantasien gegenüber Israel auf dem gleichen Pfad geblieben wie das der Mufti immer schon war. Dass sie vor westlichen Augen und Ohren anders redeten bzw. reden, ist hinlänglich bekannt und hat mit der simplen Tatsache zu tun, dass sie andernfalls keine internationalen Hilfsgelder erhalten hätten, nachdem die Sowjetunion und der Ostblock  kollabiert waren. Mitte der sechziger Jahre – gerade einmal zwanzig Jahre nach der Shoah – begannen die Sowjetunion und der Ostblock, vor allem die DDR einen genozidalen Judenhass auf Israel an den Tag zu legen, der genauso „antifaschistisch“ war wie es die Likes von Geraldine Rauch heute sind. Es sind nicht nur die Linksextremisten, die diese genozidale Judenfeindschaft pflegen.

Die Assmanns, Doktor Blumes, Rauchs, Wolls, Heinleins, Restles und wie sie alle heißen mögen sind weder der rechts- oder linksextreme Rand der bundesdeutschen Gesellschaft. Sie repräsentieren das, was man hierzulande die Mitte nennt. Der Hass kommt wie seit jeher von dort, nicht erst vom Rand, wo er sich lediglich radikalisiert.