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Amsterdam ist überall – Europa steht auf der Kippe

Alon Meyer, der Präsident von Makkabi Deutschland, hat anlässlich der pogromartigen Gewaltexzesse junger Marokkaner gegen israelische Fußballfans in Amsterdam die Forderung formuliert, Europa endlich von der Hamas zu befreien (https://www.juedische-allgemeine.de/meinung/free-europe-from-hamas/). Die Exzesse waren verabredet und organisiert. Die israelischen Fans hätten Liebesgesänge auf junge arabische Muslime anstimmen und ihre Zungen mit rosa Bonbonpapier umwickeln können, es wäre trotzdem passiert. Denn natürlich kämpft die Hamas ihren Kampf gegen Juden, Israel und den Westen global, so, wie es vor fünfzig Jahren die PLO tat, die wiederum nur den gesamtarabischen Kampf gegen Juden und den Zionismus fortsetzte, den der Mufti von Jerusalem, Mohammed Amin al-Husseini 1920 begonnen hatte. 1931 hatte der Mufti seinen Djihad mit einer islamischen Weltkonferenz in Jerusalem internationalisiert und die Al-Aqsa-Moschee zu seinem Symbol erhoben, die ägyptischen Muslimbrüder an seine Seite gebracht und bald darauf auch Adolf Hitler und die Nazis. Seitdem ist die ganze Welt das Aufmarschgebiet derjenigen arabischen Palästinenser, die Jerusalem befreien, die westliche Zivilisation in die Knie zwingen und die Juden vernichten wollen. Logisch, dass al-Husseini um dieses Ziel zu erreichen, auch all die arabischen Palästinenser ermorden musste, die beabsichtigten, mit Juden und dem Westen in Freiheit zu leben. An dieser Praxis hat sich nichts geändert. Die Hamas mordet nicht nur Juden, sie tötet, foltert und tyrannisiert alle arabischen Palästinenser, die nicht nach ihrer Pfeife tanzen und dies nicht erst seit heute, sondern Zeit ihres Bestehens (vgl. aktuell https://www.juedische-allgemeine.de/israel/videos-sollen-zeigen-wie-hamas-palaestinenser-foltert/).

Jassir Arafat, der einstige Chef der säkularen PLO, war übrigens Muslimbruder und verstand sich bis zuletzt als ein Soldat des Muftis, auch wenn er nicht mehr wie dieser mit Nazis und Faschisten paktierte, sondern mit der Sowjetunion, dem Ostblock und der SPD. So gesehen überraschen die sozialdemokratischen Bindungen an die Cheblis und die Familie Özoguz wenig. Man sollte in Deutschland langsam verstanden haben, dass der Islam – anders als das Judentum und das Christentum – keine Trennung der Sphären Religion und Politik, weltlich und heilig, menschlich und göttlich kennt. „Ihr habt die Uhr, wir haben die Zeit“ und „Ihr liebt das Leben, wir den Tod“ sind keine hohlen Sprüche überdrehter Islamisten, sondern ihr gelebter Alltag. Ja, auch Europäer kannten Todeskult und die Verliebtheit in die Destruktivität – siehe Nazis und SS, Stalin und den Putinismus -, aber die westliche Zivilisation besteht ja gerade in der Abwehr all dieser mörderischen Bewegungen. Darum der antitotalitäre Konsens, ohne den keine westliche Demokratie existieren kann.

Der Schlamassel, in dem Europa steckt, ist allerdings tiefer. Der Schriftsteller Leon de Winter hat ihn auf den Punkt gebracht, als er darauf hinwies, dass uns künftig Auseinandersetzungen mit Generationen junger Muslime ins Haus stehen, die ebenso unvermeidlich wie unkalkulierbar sind (https://www.achgut.com/artikel/amsterdam_der_selbstbetrug_junger_muslime). Das hätte man alles wissen können, wenn man den muslimischen und arabischen Einwanderern besser zugehört hätte, die Freiheit, individuelle Selbstbestimmung und Selbstverantwortung leben wollen. Seit wenigstens drei Jahrzehnten klären sie uns über die schwer zu kontrollierende Mischung aus Minderwertigkeits- und Überlegenheitsgefühlen junger Muslime auf und wurden dafür hierzulande von vielen auch noch beschimpft: Es ist ein geschlossenes Weltbild aus tief empfundener Ungerechtigkeit, der Weigerung, die Defizite bei sich selbst zu suchen, und dem gleichzeitigen Anspruch auf Anerkennung und Dominanz. Bleibt die Ehrerbietung seitens der Ungläubigen aus, besteht die Reaktion in roher Gewalt. Die viel beschworene arabische Straße – sprich: der arabische Mob (vgl. Chaim Noll https://www.achgut.com/artikel/amsterdam_pogromm_wie_die_saudis_durchgreifen) – ist inzwischen nach Europa eingewandert. In Marokko, Tunesien oder Saudi-Arabien können sich die islamkritischen Agnostiker und liberalen Muslime, die in Deutschland unter Polizeischutz stehen, frei bewegen! Es ist beredt, dass Hamed Abdel-Samad die Veränderungen im Gedanken- und Gefühlshaushalt von Muslimen eher in der arabischen Welt erwartet, als im Westen.

Höchste Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wie man mit solchen Tatsachen umgeht. Denn es ist nicht mehr 5 vor oder nach Zwölf, es ist halb Eins.