Die AfD beabsichtigt, die seit Adenauer bestehende Westbindung der Bundesrepublik zu kappen. Das würde bedeuten, Deutschland mental mindestens zurück in die Weimarer Republik zu katapultieren , als die liberale Demokratie vielen als undeutsch und „welscher“ Unfug galt, der was für Franzosen, Briten und Nordamerikaner war, aber nichts für ein „Kulturvolk“ mit einer tief verwurzelten „Humanität“, wie die Deutschen eines waren. So dachten selbst fortschrittliche Deutsche. Und so dachten auch viele Menschen in den Nachbarländern, weshalb sie nach Hitlers Angriffskrieg gar nicht daran dachten zu fliehen, bevor es zu spät dafür war und Wehrmacht und SS sie eines Besseren belehrten. Die Höcke-AfD denkt völkisch. Björn Höcke, ein klassischer Neonazi, macht daraus in seinen Publikationen gar keinen Hehl. Die Weidel-Chrupalla-AfD ist nicht neonazistisch, rechtsextrem ist sie schon. Vor allem antiamerikanisch.
Weder Weidel noch Chrupalla können den Amerikanern verzeihen, dass ihre Großeltern und Eltern von ihnen befreit worden sind. Weder Weidel noch Chrupalla halten Wladimir Putin für einen Kriegsverbrecher und geben dem Westen eine Mitschuld an der russischen Aggression. Auch die Israelsolidarität ist bei der AfD nicht sonderlich ausgeprägt. Offiziell redet sie einer Beidseiteritis hinsichtlich der Palästinenser das Wort und ist nur für Israel, wenn Linke, Araber und Muslime dagegen sind. Man mag einwenden, dass der Antiamerikanismus und der mentale Hang gen Osten etwas sind, das die AfD mit der SPD, der LINKEN und den Grünen teilt und hat damit Recht, Doch Weidel und Chrupalla mögen ja nicht Dostojewski –russische Seele, Vergebung, Alexej Karamasow -, sondern verabscheuen bloß den Westen.
Darüber hinaus gibt es in der AfD sicher noch eine Reihe Konservative und Wirtschaftsliberale, deren Einfluss spätestens mit dem Austritt von Jörg Meuthen gänzlich verschwunden sein dürfte. Außenpolitisch brächte die AfD Deutschland zurück in die nationalistische Bündnispolitik des Deutschen Kaiserreichs. So, wie Annalena Baerbock auf Werte (vermeintlich) setzt, würde die AfD auf Interessen (vermeintliche) setzen. Es kommt am Ende aufs Gleiche raus: Mit den Grünen landet Deutschland über den Wolken, wo die Luft zu dünn zum Atmen ist, mit der AfD unter Tage, wo die Luft zu schmutzig für die Lungen ist. De-Industrialisierung mit den Grünen oder technologischer Rückschritt mit der AfD.
Die AfD will einen Dexit. Sie will raus aus dem Euro und raus aus der EU. Das würde der deutschen Wirtschaft den Rest geben. Eine durchdachte und ausgefeilte Wirtschafts- und Finanzpolitik hat die AfD nicht im Gepäck. Gerade die bräuchte Deutschland aber, um über die Runden und aus der Depression zu kommen.
Auch in der Sozial- und Rentenpolitik, in der Sicherheits- und Innenpolitik habe ich bislang nichts Brauchbares von der AfD gehört.
Die AfD ist gegen „Gendergaga“ und gegen eine ungesteuerte, unkontrollierte Masseneinreise aus Afrika und dem Nahen und Mittleren Osten – wie mindestens Dreiviertel aller Deutschen, egal, ob eingebürgert oder nicht.
Das AfD-Programm ist zu desorientiert, zu dünn und zu leichtmatrosig für die Kommandobrücke eines Tankers wie Deutschland. Es genügt aber nicht, die AfD als „Neo-Nazis“ – das ist sie zu 20, 30 Prozent – oder als „rechtsextrem“ – das ist sie vielleicht zu 40, 50 Prozent – zu beschimpfen oder sie mit fantasierten „Deportations- und Vertreibungsplänen“ in Verbindung zu bringen, die sich erstens nicht belegen und die sich zweitens nicht der AfD zurechnen lassen, weil das Treffen im November in Potsdam nun einmal keine Parteiveranstaltung gewesen ist.
Auch Demonstrationen gegen Rechts und gegen die AfD werden die Wahlergebnisse in Thüringen, Sachsen und Brandenburg nicht beeinflussen. Ganz einfach, weil sich nur die daran beteiligen, die ohnehin nicht AfD wählen und – den berichteten Teilnehmerzahlen nach zu urteilen – auch nur Linke. Es scheint nicht die Mitte der Gesellschaft zu sein, die sich da auf die Straße begibt.
Wirkungsvoller wäre es, wenn die CDU in den Landesparlamenten und im Bundestag künftig AfD und Grünen – und auch der SPD – zu verstehen gibt, was der Westen ist, wie eine brauchbare Einwanderungspolitik aussieht –alle klassischen Einwanderungsländer sind diesbezüglich restriktiv, weil sie andernfalls niemandem auf der Welt mehr helfen können –, was Innere Sicherheit bedeutet, wie man für Muslime gegen den politischen Islam agiert und wie man Wirtschafts- und Energiepolitik macht, ohne das Land zu de-industrialisieren und die Leute an den Rand des Wahnsinns zu treiben.