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Islamophobie in der islamischen Kunst? Hier haben einige wohl einen ziemlich tiefen Riss in der Schüssel!

Der Fall der Kunsthistorikerin der Hamline-Universität, Erika Lopez-Prater, der seit zwei Wochen international Furore macht, ist bizarr. Wie „Tagesspiegel“ und „Neue Zürcher Zeitung“ unter Berufung auf die „New York Times“ berichteten, hatte die Kunsthistorikerin Erika Lopez-Prater in ihrem Seminar zwei historische Darstellungen des Propheten Mohammed gezeigt, eine persische aus dem 14. und eine aus dem 16. Jahrhundert. Weil das an amerikanischen Universitäten inzwischen üblich ist, hatte Lopez-Prater alle Studenten vorab darauf hingewiesen. Wer nicht wollte, musste sie nicht sehen.
Erst hinterher beschwerte sich eine schwarze Muslimin darüber, dass ihre religiösen Gefühle durch das Zeigen der historischen Bilder aus dem zu allem Überfluss islamisierten Persien verletzt worden seien. Man merkt die Absicht und man ist verstimmt, möchte man mit Goethes Tasso sagen. Anschließend hatte es eine Beschwerde muslimischer Studenten, die mit Ausnahme der einen Studentin nicht an dem Seminar teilgenommen hatten, bei der Universitätsleitung gegeben, die das Zeigen der historischen Bilder als „islamophob“ einstufte und die Kunsthistorikerin vor die Tür setzte.
Es war ein organisierter Protest, der von islamistischen Gruppen ausging. Auch der sich als Bürgerrechtsbewegung tarnende „Council on American-Islamic Relations“ gab eine Einschätzung ab und verglich das Zeigen der historischen Bilder mit einer Befürwortung Adolf Hitlers. Als hätte es nicht gerade im islamischen Raum zahllose Hitler-Verehrer und NS-Kollaborateure gegeben!
Nein, es ging überhaupt nicht um Religion, um verletzte Gefühle oder etwas Ähnliches. Es ging um die Durchsetzung islamistischer Normen in der westlichen Welt! Um die Einschränkung der Kunst- und Wissenschaftsfreiheit!
Die muslimische Historikerin Amna Khalid widersprach postwendend im „Chronicle of Higher Education“, nannte die Entlassung von Erika Lopez-Prater empörend, wies darauf hin, dass das auf den Propheten ausgedehnte Bilderverbot nicht unter Schiiten, sondern nur unter Sunniten gilt und heute nur von den Extremisten unter ihnen Bestand hat. Sie bedauerte, dass sich die Universitätsleitung gerade ihnen gebeugt hatte.
Nun ist die Hamline Universität eine kleine Privatuniversität, die auf Studenten angewiesen ist und sie deshalb wie Kunden behandelt, die immer Recht haben. Wieviel ein Abschluss unter solchen Bedingungen wert ist, sei dahingestellt. Zu viel Vertrauen hätte ich nicht in die Fachkompetenz von Absolventen, die nur sehen wollen, was ihnen gefällt.
Warum in aller Welt studiert man Kunstgeschichte, wenn man Abbildungen von Propheten, schwer auszuhaltenden Gewalttätigkeiten etc.pp nicht wahrzunehmen bereit ist? Die Kunstgeschichte ist überreich an Darstellungen von Grausamkeiten, ob nun visuell oder verbal. Auf mich wirken solche Studenten immer wie Leute, die Arzt werden wollen, aber in Ohnmacht fallen, wenn sie Blut sehen.
Was machen solche Studenten der Kunstgeschichte mit dem Triptychon „Der Krieg“ von Otto Dix, mit Filmen wie Pier Paolo Pasolinis “ Die 120 Tage von Sodom“ oder mit Kriegsfotografien von Robert Capa, Gerda Taro oder Lee Miller?
Niemand muss Spezialist für Grausamkeiten in der Kunst werden. Vor der Tatsache, dass es sie massenweise in der Wirklichkeit gibt und dass sie in den Künsten verarbeitet werden, kann nur die Augen verschließen wollen, wer mit dem Menschsein ein Problem hat. Und der hat, die steile These würde ich wagen, auch eins mit der Menschlichkeit und dem Humanismus.
Was machen solche Leute eigentlich mit Dantes Inferno?