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Warum ist Putin in Deutschland so attraktiv? Weil er den Westen verachtet und hasst!

Spätestens seit dem Mord an Anna Politkowskaja im Oktober 2006 gab es auch in Deutschland vernehmbare Stimmen, die Wladimir Putins Hass auf den Westen wiederholt anprangerten. Bei jedem Mord wurden diese Stimmen eindringlicher. Warum aber verhallten sie so oft ungehört oder blieben zumindest ohne größere Resonanz? An falschen Lehren aus der Zeit um den Mauerfall 1989 hat es sicher nicht gelegen.
Viele Ostdeutsche – bitte, bei weitem nicht alle (!) – hatten nie eine Entstalinisierung, ja noch nicht einmal eine Tauwetter-Periode erlebt oder davon auch nur gehört. Ich weiß nicht, wie oft ich bis Mitte der 1990er Jahre die Bücher von Nadeshda Mandelstam, von Jewgenija Ginsburg, von Alexander Solschenizyn oder von Alexander Borschtschagowski nachkaufen musste, weil die Ahnungslosigkeit und Naivität meiner Gäste – alles Ostdeutsche wie ich – so enorm gewesen ist, dass ich ihnen meine Ausgaben in der Hoffnung schenkte, sie würden die Bücher lesen. Wer wollte, konnte das eine oder andere auch schon vor dem Mauerfall gelesen haben. Weiß ich aus eigener Erfahrung. Man transportierte sie gern ins „Neue Deutschland“ eingeschlagen von einer Wohnung in die andere und las darin, war man frech genug, sogar in der Straßenbahn oder im Zug. Nur kreisten viele im Osten narzisstisch um die Wunden, die ihnen angeblich der Westen geschlagen hatte, oder sie waren damit beschäftigt, die alte Nase opportunistisch nach dem neuen Wind auszurichten.
Die Linken im Westen legten ohnehin kein Bedürfnis an den Tag, sich mit ihren Irrtümern seit den späten 1960er Jahren auseinanderzusetzen. Viele SPDler wähnten sich außerdem in den Fußstapfen Willy Brandts, die ihnen jedoch immer schon viel zu groß waren. Die SPD entwickelte keine neue, den aktuellen Erfordernissen angepasste Strategie im Umgang mit osteuropäischen Transformationsgesellschaften nach dem Ende des Kalten Kriegs. Statt dessen wiederholten sie mit der längst nicht mehr passenden Ostpolitik auch noch die beiden Fehler, die leider schon Brandt begangen hatte: Sie interessierten sich nicht die Bohne für Kreml-Kritiker wie Politkowskaja, Estemirowa, Nemzow u. a. und setzten auch Brandts Neutralitätspolitik gegenüber Israel fort. Schließlich war die Westbindung der Bundesrepublik durch Konservative wie Konrad Adenauer zustande gekommen und nicht durch Kurt Schumacher, der allerdings sehr energisch auf dem antitotalitären Konsens liberaler Demokratien bestand. Das taten auch Brandt und Helmut Schmidt.
Erst Gerhard Schröder und seiner Generation waren die eigene, offenkundig sehr dünne Haut wichtiger als das Land. Mich überrascht die Männerfreundschaft zwischen ihm und dem Jungen aus der Kommunalka nicht, wobei die Herkunft Schröders und Putins aus den viel beschworenen kleinen Verhältnissen überhaupt nicht entscheidend ist, denn das traf auf Schröders SPD-Vorgänger im Kanzleramt ebenfalls zu. Viel wichtiger scheint mir Schröders und Putins kaum zu stillendes Bedürfnis nach Anerkennung zu sein, danach, mit den Großen pinkeln zu gehen, von denen, die nicht mit einem spielen wollten, auf einmal beachtet und umworben zu werden, ihnen diktieren, allem den eigenen Stempel aufdrücken, sie wie Puppen nach eigenem Gusto tanzen lassen zu könnenetc.pp. Es muss wohl eine sehr, sehr tiefe narzisstische Kränkung in ihnen wuchern. Nur ist der therapeutische Ansatz in der Politik der falsche. Klar, dass Politik ohne Macht nicht funktioniert, aber wer sie so offensichtlich missbraucht, um innere Konflikte auszutragen, sollte daran gehindert werden, sie auszuüben. Schröder war in jeder Hinsicht käuflich, ob nun materiell oder durch Zugewinn an seelischem Ausgleich für erlittene Demütigungen im Kindesalter. Dass Putin ihn seinerseits nur wie eine Spielfigur im Kampf gegen den Westen eingesetzt hat, dürfte das seelische Zubrot restlos schlucken.
In einer gefestigten liberalen Demokratie wird man Leute wie Altkanzler Schröder wieder los, auch wenn sie eine Menge Schaden anrichten und durch ihre „Kumpels“, die sie an wichtigen Schaltstellen platziert haben, noch lange weiterwirken. Frank-Walter Steinmeier, der erst kürzlich die Kurve gekriegt hat, Brigitte Zypries, Sigmar Gabriel, der jetzt mit seinen Putin-Anekdötchen tourt, Erwin Sellering, der zum Vorstandsvorsitzenden der Stiftung „Klima und Umweltschutz MV“ wurde und schließlich Manuela Schwesig, die noch bis vor kurzem Nord Stream 2 und die Putin-Connection wie eine Löwin ihre Jungen verteidigt hatte https://www.welt.de/debatte/kommentare/article224013524/Nord-Stream-2-Putin-sollte-Schwesig-Goldenen-Pinocchio-ueberreichen.html; https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/schwesigs-einstellung-zu-russland-wird-zum-problem-fuer-die-spd-17771045.html. Schwesig ist die einzige Ostdeutsche in dieser SPD-Kumpel-Riege. Übrigens erinnert mich ihr mit Härte gepaarter Wendehals-Charme eher an eine höhere FDJ-Sekretärin als an eine Sozialdemokratin alten Schlags. Dass sich ihre Solidaritätsbekundungen für die Ukraine wie ein randvoll gefüllter, über den Köpfen von Menschen ausgekippter Eimer Hohn ausnehmen, kann ihr nicht klar sein. Andernfalls hätte sie ihn in weiser Voraussicht seiner Wirkung stehengelassen. Wer sie jemals für glaubwürdig hielt, wurde inzwischen hoffentlich eines besseren belehrt.
Last not least zeigt sich in der Attraktivität Wladimir Putins und seiner mafiösen Kleptokratie das hässliche Gesicht des antiamerikanischen Ressentiments. Im Osten wie im Westen.