Festtagswürdig kann es genannt werden: Louis Braille erfand ein geniales Aufschreib- und Lesesystem für Blinde, das später kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Wenn Blinde mit Fingern lesen, nutzen sie ihren Tastsinn, um Schriftzeichen zu erfassen, die Sehende in Schwarzschrift mit den Augen wahrnehmen. Das funktioniert mit einer Braille-Zeile auch am Computer. (vgl. https://www.tagesspiegel.de/wissen/blindenschrift-am-computer-warum-die-digitalisierung-fuer-die-bildung-blinder-ein-segen-ist/21207520.html)
Blinde nutzen ihren Tastsinn nicht nur fürs Lesen. Letztes Jahr erzählte mir ein bekannter Journalist von seiner Mutter, die trotz geschwundener Sehkraft weiter kochte. Nun ja, sagte er, die Küche musste dann hinterher er schrubben, aber sie bekam das Essenkochen hin. Klar, man setzt automatisch alle verbleibenden Sinne ein, um möglichst weiter tun zu können, was trotzdem möglich ist. Und das hat intuitiv auch seine Mutter getan. Chapeau! Dabei könnten heute die inzwischen vielen Hilfsmittel für Blinde auch all den Menschen helfen, die erst spät ihre Sehkraft oder ihr ganzes Sehvermögen eingebüßt haben. Dieser Verlust ist traurig, keine Frage, aber er bedeutet nicht, dass sie künftig völlig hilflos bleiben müssten. Es gibt Becher mit tastbaren Maßangaben, sprechende Waagen, Milchblättchen und vieles mehr, die das Kochen erleichtern, wenn man nicht mehr so gut oder gar nicht mehr sehen kann.
Man muss dazu auch gar nicht Brailleschrift erlernen, was viele Menschen im höheren Alter nicht wollen, auch wenn es höchstwahrscheinlich problemlos klappen würde. Ich empfehle es trotzdem, weil es das Tastvermögen schult. Was sich dabei im Gehirn abspielt, weiß ich nicht, vermute aber, dass es neue Verknüpfungen schafft, die brauchbar sind.