Zum Inhalt springen

Franz fragt: Wie kaufen Blinde ein?

Kommt drauf an. Ist ja nur entweder für blinde Singles oder für blinde Paare ein Thema.

Einige Blinde kaufen über Lieferdienste ein. Andere, vor allem ältere Rentner haben einen Einkaufsdienst. In Berlin werden Blinde ein bisschen verwöhnt: Hier gibt es die Blindenfreunde, die unter anderem das gemeinsame Einkaufen mit Sehenden organisieren. Wieder andere – wie ich selbst – gehen in den Supermarkt. Die gehobene Preisklasse bietet Einkaufshilfen. Ich stelle mich beispielsweise immer im Kassenbereich auf und warte bis mich ein Kassierer oder eine Kassiererin entdeckt hat und einen oder eine Kolleg/in ausruft, die mit mir dann den Rundgang durch den Markt macht, alles, was ich benötige, in den Einkaufswagen packt, mit mir zur Kasse geht und mir auch beim Verstauen in Rucksack oder Hackenporsche (Gestell auf zwei Rädern mit Einkaufstasche) hilft. Manchmal „erwischt“ mich auch schon die Security, wenn ich den Markt betrete, und sagt dann an einer der Kassen Bescheid, dass ich Hilfe brauche.

Man sollte dann als blinder Mensch genau wissen, was man kaufen möchte oder – wie ich – einen Einkaufszettel bereithalten. Alles andere würde viel zu lange dauern. Wie man als Blinde einen Einkaufszettel zuwege bringt? Entweder man diktiert, was man kaufen möchte, mit dem Handy, und ruft es im Markt ab oder man schreibt ganz klassisch eine Liste. Wie schreiben Blinde eine Einkaufsliste? Zum Beispiel mit dem Computer. Den Ausdruck gibt man dann der Einkaufshilfe. Wer einmal sehen konnte und das Schreiben mit der Hand gelernt hat, kann eine Schreibschablone nutzen. Das ist eine Einlegemappe, die vorn wie ein Gitter – man denke an liniertes Löschpapier mit ausgeschnittenen Zeilen – gestaltet ist. Man folgt dann mit dem Zeigefinger der Schreibhand, damit man nicht versehentlich über bereits Geschriebenes drüber krakelt. Kürzlich erhielt ich von einer Einkaufshilfe ein Lob: Mein Einkaufszettel würde in der Reihenfolge bereits dem Aufbau des Marktes entsprechen – klar, prägt sich ja ein. Obst und Gemüse taxiere ich mit den Fingern. Meist gibt es einen Schwatz beim Laufen durch die Gänge, die eine oder andere Empfehlung und das manchmal längere Durchstöbern des Süßmaulregals bis meine Lieblingsschokoladen, Lieblingspralinen und Lieblingsriegel gefunden wurden. Zumindest mir macht das Einkaufen Spaß.

In Läden ohne Selbstbedienung ist es am einfachsten, denn dann müssen Blinde ja wie alle anderen auch nur ansagen, was sie kaufen wollen.

Wie Blinde Geldscheine und Münzen unterscheiden? Scheine an der Größe und Münzen an der Prägung am Rand.

Und wie bereiten Blinde dann gekaufte Speisen und Zutaten zu? Das ist eine völlig neue Frage.