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Das Theaterstück „Schatten unserer Mütter“ von Safeta Obhodjas

Mit der in Wuppertal lebenden bosnischen Schriftstellerin Safeta Obhodjas tausche ich mich seit ein paar Wochen gelegentlich in E-Mails aus. Wir hatten beide gegen eine Petition protestiert, die fälschlich behauptete, in der Bundesrepublik solle das Tragen des islamischen Kopftuchs verboten werden. Wahr dagegen ist, dass das Bundesbeamtengesetz die ohnehin geltende weltanschauliche und religiöse Neutralität im öffentlichen Dienst hierzulande kürzlich noch einmal gestärkt hat.

Safeta geht äußerst kritisch mit einigen Traditionen ihrer Herkunftskultur ins Gericht, die sie dessen ungeachtet liebt. Für das Fortleben reformbedürftiger Gepflogenheiten unter eingewanderten bosnischen Muslimen macht sie vor allem die Frauen verantwortlich, die diese Familienstrukturen im Umgang mit ihren Söhnen und Töchtern ungebrochen reproduzieren. Mädchen und junge Frauen, die sich überkommenen Vorstellungen von Geschlechterrollen widersetzen, werden – so Safeta – häufig in und von ihren Familien geschnitten, für „unanständig“ und zum schwarzen Schaf erklärt. In ihrem 2019 uraufgeführten Theaterstück „Lange Schatten unserer Mütter“, das man hier anschauen kann: https://www.youtube.com/watch?v=12651q6TxJU, hat Safeta diese Konflikte ästhetisch verarbeitet.

In unserem Mail-Austausch wurde schnell klar, dass die Probleme deutlich weiträumiger sind. Auch wohlmeinende, aber oft ahnungslos-ignorante Politiker und Kulturfunktionäre, Redakteure, Journalisten oder „Agendawissenschaftler“ (Sandra Kostner) unterbinden nicht selten freie Debatten, schränken Forschung und Lehre zu all den wichtigen Fragen von Migration, Integration, politischem Islam, der Akzeptanz von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ein. Safeta hat mehrfach Beiträge dazu angeboten. Auf offene Ohren stieß sie nicht. Für heute bleibt zu wünschen, dass sich das ändert.