Wie hierzulande viele, wenn nicht die meisten Menschen erlebe ich die staatlichen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus als einschränkend, unangenehm, belastend, zermürbend, aber eben auch als sinnvoll, vernünftig, unvermeidbar, angebracht. Der Grund dafür ist denkbar einfach: Niemand kann sagen, wen es wie trifft, wer genau stirbt, wer überlebt, wer Langzeitfolgen davontragen wird, wer eine Erkrankung ohne viel davon zu spüren übersteht. Wir kennen Hochrisiko- und Risikogruppen, gewiss, aber wir haben auch schon von kerngesunden Jüngeren gehört, die an Covit19 verstorben sind. Wir wissen, dass unsere Krankenhäuser nicht überlastet werden dürfen, weil auch Herzinfarkt-, Schlaganfall-, COPD- oder Krebspatienten, Unfallopfer und alle anderen medizinisch behandlungsbedürftigen Menschen versorgt werden müssen. Und um das einsehen zu können, muss ich kein Virologe oder Epidemiologe sein. Das wenige, das ich zu Covid weiß und wissen kann, genügt mir, um mich selbst und andere vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen zu wollen, weshalb ich Stoffmasken, inzwischen die hässlichen, ein bißchen futuristischen FFP2-Masken trage – ich sehe uns ja nicht, stelle mir aber vor, dass wir alle wie Fantasietiere ausschauen -, mir öfter als früher die Hände wasche, den Sicherheitsabstand einhalte und meist sehr früh meine tägliche Runde im Park drehe, wenn ich dort noch fast allein bin.
Es ist unumgänglich, über die pandemiebedingten Begleiterscheinungen wie Grundrechtseinschränkungen, Gewalt in den Familien, die wirtschaftliche Existenz einzelner vernichtenden, das Kultur- und Wirtschaftsleben zum Erliegen bringenden, die Bildungschancen Jüngerer raubenden Folgen zu diskutieren. All das geschieht in den Medien. Ich sehe auch, dass und wieviel falsch gemacht wurde im letzten Sommer: dass Politiker die Zeit nicht genutzt haben, dringend nötige Konzepte beispielsweise für den Bildungsbereich zu erarbeiten, dass Rat und Erfahrungen aus asiatischen Ländern wie Taiwan, Südkorea oder Japan nicht eingeholt, geschweige denn genutzt wurden, dass die Regierung immer aufs Neue das Parlament beim Entscheidungsprozess ausbootet, dass die Maßnahmen oft nicht punktgenau sind etc.pp Aber mich deswegen zu ereifern, gelingt mir nicht. Ich sehe auch nicht die Gefahr, dass eine zeitweilige Einschränkung der Grundrechte künftigen Regierungen leichterfallen könnte oder dass die aktuelle gar bestehen bleibt, ganz einfach, weil ich die hiesige Parteienlandschaft und diese Gesellschaft für zu plural und für zu aufgeweckt halte, als dass sie sich das bieten lassen würde.
Das ist der Grund, weshalb ich nicht über das Coronavirus und die mit seinem Auftreten verbundenen Maßnahmen schreibe, auch wenn ich all das im Freundes- und Bekanntenkreis diskutiere.